Gespräch mit Winfried Wagner aus Schweinfurt. Teil 1.

Ich suche acht bis zwölf Personen, die bereit sind, sich gemeinsam an mehreren Wochenenden im Jahr mit dem zu beschäftigen, was Aikido jenseits von Technik und Kampfkunst ist.

Winfried Wagner in seinen Haus in Schweinfurt.
Winfried Wagner in seinen Haus in Schweinfurt.

Winfried, Du beabsichtigst Neues?

Nun ich arbeite am Projekt »Spirituelles Aikido«, Du hast auch schon darüber geschrieben.


Übrigens, Dein Artikel hatte eine gute Resonanz.

Ja, bei mir haben sich auch einige Leser aus der Schweiz und Norddeutschland gemeldet.

Ich suche also einige Menschen, acht bis vielleicht zwölf, die bereit sind, sich gemeinsam an mehreren Wochenenden im Jahr mit dem zu beschäftigen, was Aikido jenseits von Technik und Kampfkunst ist – also die spirituellen Aspekten herauszuarbeiten.

Das zweite Projekt wäre ein weiteres Buch. Mal sehen, zumindest laufen schon Verhandlungen mit einem Verleger.

Ich hatte auch die Absicht, im Steigerwald ein Schloss zu mieten, um ein Wohnprojekt zu verwirklichen. Leider aber war der Gesamtzustand doch zu marode, so dass erst eine viel zu grosse Investition von Nöten gewesen wäre, um dort einziehen zu können. Als ich das Rohrleitungssystem sah, musste ich an Dich denken…


Wenn Du so etwas noch einmal vorhaben solltest, dann stelle Dich vor dieses Objekt, erfasse die Anlage mit Deinen Augen, und überlege Dir, wie du das wohl im kommenden Winter beheizt, ich rede nur vom beheizen, nicht vom Einbau einer Heizanlage. Meistens reicht das schon aus für das erste Unwohlsein. Wenn es Dir machbar erscheint, dann kannst Du Dir weitere Gedanken über ein solches Projekt machen.


(lacht) Ja, da habe ich oft an Dich denken müssen.
Nun, ganz gestorben ist das noch nicht, aber dieses Objekt wäre zu teuer gekommen. Zumal ich ja auch fünfzig geworden bin und eine »Auszeit« von drei Monaten vorhatte. Da wollte ich mich nur Dinge tun, die mir wichtig sind, wie Aikido und Meditieren. Mit dem o.a. Projekt wären alle Spargroschen in ein Fass ohne Boden gewandert – dafür war mir die Auszeit zu wichtig.

Ausserdem sollte man solche Projekt nach dem fünften Jahrsiebt anstreben und die Hemdsärmel hoch krempeln und nicht mit Fünfzig.

Mit 35 meinst Du?


Ja. Obwohl ich wäre heute sicherlich auch wieder so dumm, es reizt eben.

Ich könnte mir nach wie vor vorstellen, in einem grösseren Haus mit mehreren Parteien zusammen zu leben, in einer Art spirituellen Gemeinschaft, wobei ich das »spirituell« nicht so rigide sehe. Dort sollten Aikido, Qi-Gong, Meditation und eine Lebensweise praktiziert werden, die ich »spirituell« nenne. Und dieses Haus sollte schon gemeinsam aufgebaut und unterhalten, sprich am Leben erhalten werden.


Ich denke, dass so ein Vorhaben sehr viele gute Nerven erfordert. Denn, wenn Du derjenige bist, der das finanziert, dann hast Du, trotz Deiner beruflichen Erfahrung, erneut die Möglichkeit oder das Vergnügen, die menschliche Charaktere zu erforschen.

Was machst Du jetzt?

Einen Teil dieser Idee versuche ich jetzt schon einmal hier um zu setzen. So gibt es seit einiger Zeit eine Schulung. Sie bietet für Interessierte die Möglichkeit, sich über zwei Jahre mit lebensenergetischen Aspekten der Gesundheitsförderung und Selbstentwicklung zu beschäftigen, mit Übungsmethoden wie Yoga, Qi-Gong, Aikido und Meditation. Das hat aber schulischen Charakter, die Abgänger sollten über ein breites Wissen verfügen – z.B. wissen, dass man Muskeln, aber keine Bänder dehnen kann –, damit sie dann auch selbst unterrichten können.


Wie willst Du jetzt weiter agieren?

Ich versuche für die Jahresgruppe »Spirituelles Aikido« ausserhalb Räume anzumieten, damit eine Übernachtungsmöglichkeit für die Teilnehmer besteht. Nur so ist ein geregelter Ablauf möglich, z. B. frühes Aufstehen für die Meditation – ich liebe Nachtmeditation von 1:30–3:30Uhr, gemeinsames Frühstück, Schweige-, Gesprächs- und Übungszeiten. Das läuft wochenendweise ab und ist mit einem »normalen Lehrgang« nicht zu vergleichen. Das ist mehr ein »Auf-sich-besinnen« als ein Lehrgang. Das hierbei Erfahrene soll in den Alltag einfliessen können, z.B. in die Art wie man Konflikte managet. Durch solche Erfahrungen kam mir ja auch die Idee der »grossen Lebensgemeinschaft«. All das ist im Institut mangels Übernachtungsmöglichkeiten nicht möglich.

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