Aikido in 5 Minuten

Prof. i.R. Dr. Thomas Christaller als Gast bei dem Interview mit Watanabe Sensei in Bonn
Prof. i.R. Dr. Thomas Christaller als Gast bei dem Interview mit Watanabe Sensei in Bonn

Am Freitag, den 02. Juni 2017, saßen mir die Teilnehmer zum Abendtraining gegenüber. Darunter auch jemand, der sich vor zwei Wochen darüber beklagt hatte, dass sie im Unterricht keinen Überblick bekäme, was Aikidō ist und welche Techniken es gibt. Sie habe deshalb vor dem anstehenden Prüfungslehrgang ein ganz unsicheres Gefühl und sie wisse auch gar nicht mehr, ob sie Aikidō weiter machen möchte. Das war wohl der Auslöser für folgende Begebenheit.

Eigentlich wollte ich mit dem Warm-Up beginnen. Aber dann kam aus meinem Mund:

»Ich zeige Euch jetzt in 5 Minuten das gesamte Curriculum im Aikidō. Es ist ganz einfach.« Puh, aber es gab keine Zeit zum Nachdenken. Fünf Minuten sind kurz. Also hier ist das Ergebnis von dem, was ich dann gesagt und gezeigt habe und einiges, was ich im Nachhinein hinzu gefügt habe, um die Darstellung vollständig zu machen.

1. Es gibt nur zwei verschiedene Beinbewegungen im Aikidō:
Irimi Tenkan und Tai Sabaki. Bei dem einen geht der vordere Fuß in einem Schiebeschritt zuerst nach vorne (jap. Irimi, dann gibt es eine Drehung und einen Schritt zurück (jap. Tenkan). Beim anderen geht der hintere Fuß in einem großen Schritt nach vorne, dann eine Drehung und ein Schritt zurück.

2. Es gibt nur zwei verschiedene Rollen: vorwärts und rückwärts, Mae Ukemi und Ushiro Ukemi. Aus dem Sitzen und aus dem Stehen.

3. Es gibt sechzehn Angriffsformen. Der Abstand wird bestimmt durch die Armlängen der beiden Partner (oder die verwendeten Waffen). Deshalb kann man die Angriffsformen in drei Gruppen teilen. Die eine besteht aus Angriffen mit dem größten Abstand, Shomen Uchi (6. Form), Yoko Men Uchi (7. Form), (Chudan) Tsuki (8. Form). Das sind alle schlagenden Angriffe. Dann kommen die Angriffe mit einem mittleren Abstand, Katate-dori Ai-hanmi und Gyakku-hanmi (1. und 2. Form), Ryote -dori (10. Form), Ushiro Ryote-dori (13. Form), Katate-ryote-dori (3. Form). Die dritte Gruppe besteht aus Angriffen mit dem geringsten Abstand, Kata-dori men-uchi (5. Form), Mone-tori (4. Form), 9., 11., 12., 14., 15. und 16. Form (alles Varianten von Ryote-dori bzw. Ushiro-ryote-dori).

4. Es gibt im wesentlichen drei Haltetechniken und drei dazu korrespondierende Wurftechniken. Sie unterscheiden sich in erster Linie dadurch, dass sich der Ellenbogen des Uke in drei unterschiedlichen Höhen befindet: Ikkyō (etwas höher als horizontal), Sankyō (ungefähr Stirnhöhe) und Yonkyō (oberhalb des Kopfes). Die korrespondierenden Wurftechniken sind Irima-Nage (Ellenbogen etwas tiefer als horizontal), Kaiten-nage (ungefähr Brusthöhe) und Shihō-Nage (Bauchnabelhöhe).

5. Es gibt eine Halte- bzw korrespondierende Wurftechnik für den Fall, dass Ikkyō oder Irimi-Nage schief gehen und Uke seinen Angriff fortsetzen kann: Nikyō bzw Kotegaeshi. Der Ellenbogen ist dann horizontal.
6. Es gibt drei weitere Wurftechniken. Koshi-Nage (Hüftwurf), Tenchi-nage (Erde-Himmel-Wurf) und Kokkyō-nage (Atemkraftwurf). Diese gibt es in endlos vielen Ausführungen.

Das ist alles.

Die Komplexität entsteht durch folgende Kombinatorik.  



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