Liebe Leserinnen, liebe Leser


Es kann eigentlich nur ein Zeichen sein, dass ich kurz vor dem 300. Jahrestag auf die Pestgeschichte Südfrankreichs stoße. Am 25. Mai 1720 schleppte das Schiff »Le Grand St. Antoine«, aus Syrien kommend, die Pest in den Hafen von Marseille ein. Aus wirtschaftlichen Gründen hat man die Quarantäne der Schiffsbesatzung und Ladung, die auf der Insel Île de Jarre stattfand, von 40 auf 26 Tage verkürzt – so konnte sich die Krankheit zunächst in den Armenvierteln der Stadt, dann aber auch bis hinauf nach Aix-en-Provence und im Luberon, sowie in den Alpilles, ausbreiten. In der Provence wurden daraufhin zahlreiche Barrieren errichtet, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Auch die Flussübergänge wurden bewacht.

 

Am 21. August 1720 untersagte der Vize-Legat Rainier d’Elci dem päpstlichen Comtat Venaissin den Handel mit den südlicher gelegenen Teilen der Provence. Sämtlicher Verkehr in den Bergen des späteren Départements Vaucluse wurde verboten.

Im Februar 1721 vereinbarten Vertreter des Comtat Venaissin und des Königreichs Frankreichs, eine 25 Kilometer lange und zwei Meter hohe Mauer zwischen Monieux und der Schlucht von Chabrières zu errichten, um ihre jeweiligen Gebiete zu schützen. Wegen des unwegsamen Geländes und fehlender qualifizierter Baukräfte – Hilfskräfte  führten die Bauarbeiten aus – dauerte die Maßnahme bis in den Juli 1721. Die Pestmauer wurde anschließend von etwa tausend päpstlichen Soldaten bewacht. Die Seuchen haben die Landschaften durchgreifend verändert.

Aber bereits Ende August 1721 erreichte die Pest Avignon und das Comtat Venaissin, während sie in den südlicheren Teilen der Provence bereits nahezu verklungen war. Kurzerhand übernahmen königliche Soldaten das Bauwerk, um nun »den Süden vor dem Norden zu schützen«! Erst ab Januar 1723 war auch im Comtat Venaissin die Pest überwunden. 
Die Pest hat eine rege Vergangenheit

Die großen Seuchenzüge durchliefen von der Bronzezeit bis zum Ende des 19. Jahrhunderts weite Landstriche und sind ein zentrales Thema der Medizingeschichte geworden. Ihre Erforschung in der Epidemiologie ermöglichte der Medizin, speziell in der Infektiologie, große Behandlungsfortschritte.

Letztlich stammt das Wort Pest aus dem Lateinischen pestis und bedeutet, wie auch das griechische loimós, nichts anderes als »Seuche«. Es steht darüber hinaus »für Unglück, Verderben, verderbliche Person oder Sache, Scheusal, Unhold, Qual, Leiden, Hungersnot«. Die klassischen Texte bezeichnen daher alle großen Seuchen als Pest. »Etwas wie die Pest hassen«.

Manche antike und mittelalterliche Beschreibungen der »Pest« könnten auch auf  Pocken, Fleckfiber oder Cholera … passen. 180 n.u.Z. fiel Marc Aurel der »Pest des Galen« zum Opfer, allerdings entspricht sie nicht der Beulen- oder Lungenpest als vielmehr den Schwarzen Pocken. Persische Ärzte beschrieben die Pest unter dem Namen »Ta un«. Avicenna wichtigstes Symptom ist die Beule, die in der Schamgegend, unter den Achseln oder hinter den Ohren erscheinen könne.

Das heutige Verständnis von Krankheit unterscheidet sich fundamental von dem des Mittelalters, der frühen Neuzeit und wesentlich von der Säfte-Lehre. Fraglich ist, ob wir die frühen Beschreibungen richtig verstehen können. Denn wenn wir meinen, einen Satz aus den alten Quellen zu verstehen, heißt das nicht, dass der Autor die dieselbe Vorstellung hatte. Der gleiche »Name Pest« garantiert nicht das gleiche Verständnis … Die frühen Diagnosen gehen nur von den äußeren Symptomen aus, die Variationen aber müssen ihm nicht als erwähnenswert erschienen sein. Aber auch die ausufernde Verfolgung und Verbrennung angeblicher Hexen hat eine ihrer Wurzeln im sogenannten Schwarzen Tod …

2020 – Covid19 –  Wir leben auf einer Eisscholle – bei 25° (+)

2020 werden wir vielleicht in der Zukunft verstehen – die Verbreitung von Corvid19 erleben wir aber jetzt, ohne Wissen oder Kenntnis – viele Infizierte, Quarantäne weltweit; Ängste, viele Tote … Verstehen wir?

Deshalb haben auch wir diese Edition Serie-Corona genannt. Einige Dōjō-cho sind unserem Aufruf gefolgt. Deren Gedanken können Sie auf den folgenden Seiten lesen.

Wir können es nicht ändern, dass »die Politik« der Bevölkerung – uns – mal wieder »keinen reinen Wein« einschenkt – leider ist auch wieder festzustellen, dass die Medien dieses unterstützen, statt deren Handeln kritisch zu hinterfragen. Große Unfähigkeit gepaart mit Unwissen wird uns als Ergebnis »Arbeitsamer Tage« präsentiert. Staatsschulden werden einige Generationen nach uns noch tragen müssen. Die Verantwortlichen, deren monatliche Bezüge gleichbleibend blieben(!), sind dann, wie immer verantwortungslos entfleucht. Wochenlange Monothematik lässt wichtige Themen untergehen. Jetzt kneift die wirtschaftliche Situation. Deshalb werden nun, Anfang Mai, die Quarantänebestimmungen gelockert. Die Mortalität habe sich abgeschwächt. In Deutschland werden diese Zahlen von dem Robert-Koch-Institut (RKI) veröffentlicht – allerdings weiß man, dass das RKI große Schwierigkeit hat dieses zu koordinieren(!). Trotzdem darf das RKI weiter basteln! Kann aber die Dunkelziffer  – wie auch? – nicht lesen.

Es gibt keinen Königsweg – Selbst in unserer Entourage – Frankreich, Schweiz, Holland, Belgien, Polen, Österreich … gibt es keine einheitliche Arbeitsweise – eine EU, die seit 18 Jahren besteht, ist verdammt unfähig (dafür aber sehr teuer und verantwortungslos) – wie fast täglich zu sehen ist. Somit kann »kein noch so selbstsicher auftretender Politiker, mit noch so blumigen Worten« die Realität überstimmen, die da heißt »Unwissenheit«. In manchen Regionen (Ortenau/Elsaß) beginnt die Bevölkerung, zu Tomaten und Eiern zu greifen – setzt diese aber gegen Arbeitnehmer »aus dem Ausland«, statt gegen Politiker ein. Mein erster Gedanke war, klar die Tomaten kommen aus Holland … Die Quarantäne zeigt ihr hässliches Gebiss … 

Was bedeutet die Infektion für uns – jeder reagiert mit anderen Symptomen darauf – viele Infizierte tragen den Virus in sich, werden aber auch nicht krank und fühlen sich gesund, man sprich von bis zu 50% (wer aber kann die Zahlen mit Sicherheit belegen). Trotzdem können sie den Virus übertragen. Der Folgeverlauf der Infektion wird dann mit 50bis 80% hochgerechnet.  Ende April wird bekannt, dass viele junge Männer  30-45 Jahre, in den Vereinigten Staaten infiziert wurden und verstarben. Der wahrscheinliche Grund, Armut, verengte Lebensverhältnisse, Fastfood, statt Küche … Die bevorstehende Arbeitslosigkeit wird unangenehme Zeiten bringen.

Wer denkt noch an die »Spanische Grippe« – 1918 ist gerade gut100 Jahre her. Die zweite Welle aber verlief vieschlimmer. Denn auf die Freude der überstandenen Grippewelle folgte nach öffentlichen Feiern, Partys und Normalität der Schock mit Millionen Toten.
Im 18. Jahrhundert war die Tuberkulose in Westeuropa zu einer Epidemie mit einer Sterblichkeitsrate von bis zu 900 Todesfällen pro 100.000 Einwohner pro Jahr geworden, wobei die Sterblichkeitsrate unter jungen Menschen höher lag. Aus diesem Grund wurde die Tuberkulose auch »der Räuber der Jugend« genannt. Wieder: Problematische soziale  Bedingungen, wie z. B. extrem benachteiligter Arbeitssituationen, schlecht belüftete und überfüllte Wohnungen, primitive sanitäre Einrichtungen, Unterernährung und andere Risikofaktoren, waren eng mit der Krankheit verbunden. Noch heute gibt es in Deutschenland (!) Tuberkulose Erkrankte.

Haben Sie bitte Verständnis, dass die ursprünglich vorgesehenen Artikel später veröffentlich werden.

Der Österreichische Dichter Adalbert Stifter hat seine Beobachtung der Son- nenatmosphäre während der Finsternis 8. Juli1842 so zusammengefasst: 
»Der Mond stand mitten in der Sonne, aber nicht mehr als schwarze Scheibe, sondern gleichsam halb transparent wie mit einem leichten Stahlschimmer überlaufen, rings um ihn kein Sonnen- rand, sondern ein wundervoller, schö- ner Kreis von Schimmer, bläulich, röt- lich, in Strahlen auseinander brech- end, nicht anders, als gösse die oben stehende Sonne ihre Lichtflut auf die Mondeskugel nieder, dass es rings auseinander spritzte – das Holdeste, was ich je an Lichtwirkung sah! – 
»Corona«

Die nächste Sonnenfinsternis findet zum 137. Geburtstag von Ōsensei, am 14. Dezember 2020 statt.

 

Viel Freude mit dieser Edition

wünscht 
die Mannschaft des AJ

und Ihr 

Horst Schwickerath

© Copyright 1995-2024, Association Aïkido Journal Aïki-Dojo, Association loi 1901