Liebe Leserinnen, liebe Leser

Eigentlich sollte man sich ab November darauf einstellen, dass der Winter sich langsam nähert, doch dass dieser ausgerechnet im Süden der Ardèche und dem Drôme Mitte November sein Bestes gab (die Kinder wird es gefreut haben) verwundert mich schon. Gut, ich gestehe, ich liebe diese weiße Pracht ganz und gar nicht … Möglicherweise gibt es doch noch einen »Winter- oder Schnee-Tengu«, der uns seine »lange Nase« allzu gerne zeigen möchte (Seite 6).


Mein vergangenes Wochenende in Nancy (15. – 17.11) bescherte mir keine Überraschungen – da ich sie im Verhalten von Anfängern oder »Jungdanen« im Aikidō fast erwartet habe. Doch als ich dann zwei 6. Dane, mit meinem Fotoapparat und »Aufnahmegeräten«, gegenüber saß und einer von ihnen, durch sein wohl mangelndes Selbstbewusstsein, einen Schwall von »kofferträgerischer« Verliebtheit äußerte, war ich doch ein wenig geplättet.
Wird diese unterwürfige Unselbstständigkeit von den japanischen Lehrern, »missionarisch« gefordert? Oder muss man als Aikidōka »seine Reifeprüfung« durch, der japanischen Kultur geschuldeten, Verbeugungen kundtun? Muss man deshalb also Jahrein/Jahraus »Techniken kopieren« – obwohl diese Disziplin von Ōsensei, dem Gründer, doch »Aiki«-dō genannt wurde?

Demokratie kann erst dann zu etwas Lebendigem werden, »wenn das Volk ständig vor den Institutionen« auf der Hut ist.
Die wenigsten Aikidōka betreiben Aikidō professionell. Weshalb ist der Mensch, der vielleicht morgens und/oder abends ein Dōjō betritt, bereit, sich unter ein Aiki-Joch zu stellen – Qualifiziert das das Tun oder das Aikidō?
Ich meine es schon einmal geschrieben zu haben: Bertrand Russell findet bis heute kein Gehör, wenn er sagt: »Eine gute Welt (…) braucht keine Fesselung der freien Intelligenz, braucht keine Worte, die vor langer Zeit von unwissenden Männern gesprochen wurden. Sie braucht einen furchtlosen Ausblick auf die Zukunft und eine freie Intelligenz.«

Erfordert der »furchtlose Ausblick« nicht in dieser »verkehrten Welt« erheblich mehr »Stärke« … – wo doch immer mehr Konformität, warum auch immer »verlangt wird« – viel mehr Courage? Ist es das »wundersame Spiel« der Politik, die den Menschen das Hirn »verdreht«? Mir erscheint es, einer Perversität des Machtmissbrauchs zu folgen.

In dieser Edition sollte ein Artikel über die Arbeit der IAF veröffentlicht werden. Kei Iwaza sagte mir zu, dass einer der Mitarbeiter, Wilko Vriesman, mir Daten zu kommen lassen wird. Da ich Wilko in St. Gallen, anlässlich des 50. Jubiläums der ACSA, wiedertraf, bekräftigte er mir seine Absicht… – sicherlich möchten die meisten Aikidōka doch zu gerne etwas darüber erfahren, was das Honbu Dōjō und die IAF gegen die »Aikidō-Krise« [(Wenigstens wird mittlerweile die Krise nicht mehr abgestritten (in Frankreich spricht man mittlerweile von einem Abgang von über 30’000 Mitgliedern)] plant/unternimmt oder unternehmen möchte.
Die Mail die ich von Wilko erhielt, enthielt für mich leider eine äußert fragwürdige Antwort, nämlich, dass man daran festhalten möchte, weiterhin Aikidō dadurch zu repräsentieren, dass man Großveranstaltungen, wie die Worldgames etc. organisiere. Mit anderen Worten man will sich mehr und mehr mit »dem Sport« messen/vergleichen. Ich nehme an, dass das mit Doshu abgesprochen ist – da er ja als Enkel des Gründers und »Papst des Aikidō« auch eine gewisse Verantwortung trägt. Aber sicherlich ist es ein großes Vergnügen sich bei Großveranstaltungen sportlich zu feiern. Die Frage, was das mit Aiki-dō zu tun hat, werden wir sicherlich auch irgendwann verstehen dürfen.  

Die Querelen in den USA, die Yamada Sensei mit seinen Damen hat, erspare ich Ihnen und mir vorläufig – die interessierten Englischsprachigen können sich unter diesen URLs  informieren:
http://www.aikiweb.com/forums/showthread.php?p=354495#post354495
http://www.aikiweb.com/forums/showthread.php?t=23358
http://usafaikidonews.com/a-statement-from-the-usaf-board-of-directors-10-3-2019/


Leben heißt: Das Leben verstehen
Früh schon dämmert der Tag, wo in Staube
wo wir in Asche gehn.
(Christian Morgenstern)

 

    Viel Freude mit dieser Edition.

    Die Mannschaft und Ihr

Horst Schwickerath
wünschen ein friedliches Jahresende

 

 

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