Liebe LeserInnen,

Vorab ein Hinweis in eigener Sache:
Die Dezember-Edition muss dieses Jahr früher veröffentlicht werden, deshalb bitten wir Sie, Artikel, Leserbriefe et cetera, bitte bis zum 20. Oktober einzureichen. Vielen Dank.   


Ich wollte eigentlich in dieser Edition mit dem Thema »Aikidō-Krise« fortfahren und Ihnen die Lesermeinungen mitteilen … Ich habe mich aber entschlossen dies auf die Dezember-Edition zu verschieben, weil die beiden Schenkel der Meinungs-Schere noch zu sehr auseinander stehen. Man kann aber schon jetzt sagen, dass die »Krise« existent ist, nur was nicht sein darf, das nicht sein kann ∞


Als Ersatz stelle ich Ihnen einen Artikel aus unserer französischen Version dem »AJ 27FR« vor – Sie können über »torifune« lesen – was Sie schon immer darüber wissen wollten und dessen Funktion ∞



Jochen Maier und Doris Wiedemann aus Rosenheim luden mich schon vor einiger Zeit zu einem Gespräch über ihr »Jubiläums-Jahr« ein – das Resultat können Sie auf den letzten Seiten lesen.


Die Aikidō-Historie bekommt in dieser Edition einen vorstelligen Rang, weil ich zu der Überzeugung gelangte, dass ich diese, sowie die Bewegründe der Entourage um Ōsensei (und ihn selbst), vernachlässigt habe. Er wird es mir verzeihen …



Nach einem längeren Auslandaufenthalt weiß jeder, die Menschen dort sind irgendwie anders. Es ist die nationale Identität, was heutzutage allerdings als irritierend gilt. Die Deutschen z. B. schämen sich, seit dem Ende des 7-jährigen »Tausendjährigen Reiches«, für Ihre Identität … Aber was macht diese Unterschiedlichkeit aus – was formt das nationale Selbstverständnis und was hält eine Gemeinschaft zusammen? Muss man sich dafür schämen? Schauen Sie nach Japan oder nach Westen über den Rhein ∞





Heinrich der Vierte, der gebannte Kaiser, geht nach Canossa.
Er geht im härenen Hemd, dem klassischen Büßergewand. Er geht zum Papst, der ihn gebannt hat, denn er muss diesen Bann unbedingt loswerden. Mit dem Bann verliert er sonst die »magische Kraft« des Kaiser-Status. Er hat dann zwar noch immer die irdische Kraft seines Standes, des Herzogtums, aber das genügt nicht. So steht er nun da, im Büßergewand und »zwingt« den Papst dadurch zum Ritual der Vergebung. Für den Papst kann es nicht schlimmer sein, denn er muss, wider sein eigenes Empfinden, »dem Gesetze Jesu« folgen, sich beugen und vergeben – obgleich er den Kaiser hasst. Das Ritual ist für beide Seiten zwingend. Auch wenn sie sich gegenseitig hassen, innerlich, geistig, im Kampf, auf Leben und Tod.

So wie wir heute die Bedeutung Canossa benützen/darstellen – dieses auf dem Bauche kriechen und um Verzeihung bitten – ist völlig falsch. Es war eine meisterliche Leistung Heinrichs des Vierten, ein staatsmännischer Akt auf höchster Diplomatischer Ebene (würde man heute sagen) – Nutzen und Wertschöpfung eines vorgeschriebenen Rituals, wichtiger als ein paar Divisionen ins Feld zu schicken!



    Die Mannschaft und Ihr

Horst Schwickerath

 

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