Ein Gespräch mit Ute und Mark van Meerendonk aus Schwickartshausen.

Wir hatten uns von Anfang an immer die Frage gestellt, ob Aikido nur funktioniert, wenn der Uke um einen herumrennt.

Ute & Mark van Meerendonk in ihrem Haus in Schwickartshausen.
Ute & Mark van Meerendonk in ihrem Haus in Schwickartshausen.

Meine kleine traditionelle Frage, Ute und Mark, wann habt ihr mit dem Aikido begonnen?

Ute: Ich habe 1977 angefangen.

Mark: Ich habe 1976, ein Jahr vor Ute, bei Volker Stanzel in Frankfurt begonnen. Da Volker sich 1980 für die diplomatische Laufbahn entschieden hatte, konnte er durch ständig wechselnde, längere Auslandsaufenthalte kein kontinuierliches Training mehr leiten. Längere Zeit war Klaus Chudziak dann Trainer in der Sportschule.

Wir, Ute und ich, haben uns dort im Dojo kennen gelernt.

Volker war nirgends angeschlossen, hat uns aber zu allen möglichen anderen Meistern geschleppt und die gesamte Truppe sehr motiviert.

Er sagte immer zu mir: »Du musst zu Saito Sensei, er ist der beste Aiki-kenlehrer der Welt«, denn wir übten schmerzhaft nach den Büchern von Saito Sensei, wobei wir uns immer auf die Finger schlugen.

Volker, der schon mal in Iwama bei Saito Sensei war, schrieb dann an Sensei. Dieser antwortete warnend, dass er dort ein ländliches Leben führe mit Unkrautrupfen und Holzhacken im Winter. Aber er hiess uns auch willkommen, falls uns das nichts ausmachen würde.

Ute: Ich wollte ja eigentlich ursprünglich zum Aikikai in Tokio, da ich nach Volkers Weggang bis zum 3. Kyu der Organisation von Asai Sensei angeschlossen war. Asai Sensei wollte mir aber aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen kein Empfehlungsschreiben ausstellen. So sagte Volker Stanzel zu mir : »«Geh doch mit zu Saito Sensei«.

Volker erledigte dann für uns die erforderliche Korrespondenz mit Saito Sensei.

Mark: So sind wir 1981 für fünfzehn Monate zusammen als uchi deshi nach Iwama gegangen. Als wir zurückkamen, wollte ich eine Umschulung besuchen, was nicht klappte. So haben wir gearbeitet und gespart, um dann 1983 erneut für neun Monate, allerdings als soto deshi, in Iwama zu trainieren. Da wir vorher uchi deshi waren, durften wir auch am morgendlichen Waffentraining teilnehmen.

Es gab damals Spannungen mit den japanischen Schülern von Saito Sensei, die ja tagsüber arbeiteten und so am morgendlichen Waffentraining nicht teilnehmen konnten. Aber Sensei sagte auch ganz klar, er wolle das Waffentraining erhalten wissen, so gebe er es eben »den Ausländern« weiter. Damit aber seine japanischen Schüler mithalten konnten, gab es besondere Waffen-Events für sie – so schlichteten sich die Wogen zwischen uns wieder.

Saito Sensei lag es sehr am Herzen, dass wir, seine »ausländischen-« und seine »japanischen Schüler« ein gutes Verhältnis miteinander hatten. Seine Offenheit und sein Verständnis haben es möglich gemacht, dass bis heute verschiedene Nationen erfolgreich miteinander trainieren und seine Arbeit im Sinne von O' Sensei weiterführen. Unter diesem Gesichtspunkt hat er auch früh »seine Landesvertreter« bestimmt, wobei wir zum Beispiel für Deutschland zuständig sind.

Ute: Dadurch hat er uns praktisch zu weltweiten Freunden gemacht. So gab es auch nie Konkurrenz oder Hackerei untereinander, was mir persönlich daran sehr gut gefallen hat, denn unser Verhältnis zueinander war immer klar definiert.

Mark: Wir, die erste Generation der uchi deshi, haben noch heute den gleichen Kontakt miteinander wie damals..


1983 wart Ihr neun Monate in Iwama?
Ute: Ja, als soto-deshi. Ich bin 1991 noch mal mit meinem Erstgeborenen, der damals 5 Jahre alt war, für einige Zeit als soto deshi hingereist. Ich denke, dass das Haus, in dem ich lebte, nun das neue Dojo ist, das sein Sohn Hitohiro Saito jetzt führt.

Es war etwas schwierig mit einem Kleinkind zu trainieren, vor allem, weil mein Sohn regelmässig beim Zuschauen desTraining einschlief, und ein schlafendes Kind auf dem Fahrrad nach Hause zu balancieren, ist kein Vergnügen. Alleine lassen konnte ich ihn auch nicht, allein schon wegen der Erdbeben, denn es rumpelt da schon des Öfteren. Dann fand ich aber eine Babysitterin…

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