Komei Sekiguchi, AJ 70DE

- …heutzutage gibt es keine Samurai mehr, trotzdem lebt der Geist der Samurai immer noch

Aikidojournal Interview

Warum haben Sie Iaïdo ausgewählt?

Ich bin Japaner und ich wollte eine traditionelle japanische Aktivität ausüben. Ein weiterer Grund ist, dass Japan schon traditionell ein Land der Samurai war. Natürlich war nicht alles was die Samurais getan haben perfekt. Die Kultur der Samurai hat sich während der Edo-Zeit entwickelt. Mich interessierte ihr Lebensstil und ihre Werte, nun wollte ich auch selbst entdecken, was uns die Samurais heute noch lehren können, nicht nur in Japan, sondern auch im Westen. Die alten Stile, die alten Koryus wollte ich lernen, nicht in den modernen Budos, wie Judo und Kendo, sondern in den traditionellen Kampfkünsten. Wenn man heute von „Michi“ oder „ Do“, den „Weg“ spricht, denken die meisten zuerst an Judo.

Diese traditionellen Kampfkünste, wie Jujutsu, Iaijutsu, Kenjutsu, Aikijutsu, sind alle „Jutsu“, und kein „do“. Sie sind „Technik“ und kein „Weg“. Kano Jigoro machte am Anfang das „Jutsu“, dann aber hat er den „Do“ geschaffen. Er war der Erste, der ein „Do“ kreiert hat. Er erfand also „Kodokan“, der Ort, wo man ein „Do“ ausübt. Er entwickelte eine Art und Weise, Leute auf einen guten Weg zu bringen. Er kreierte eine Kunst, letztendlich seine Kunst. Er erfand eine Gesellschaft des japanischen Sportes, das war der Beginn aller Sportarten, so wie wir sie heute kennen.


Iaijutsu behandelt die Frage des Überlebens, wie überlebt man in einem Kampf. Das alles ist in den Katas und „Gorin no sho“ von Miamoto Musashi – auf Deutsch: „Das Buch der fünf Ringe“ – enthalten. Zum Beispiel, wie kann man die Körperwärme halten, wenn es draußen sehr kalt ist und wie kann man trocken bleiben, obwohl es regnet. Wie kann man in einem Krieg überleben. Das alles beinhaltet mein Stil von Iaijutsu, aber auch in den alten Stilen ist das zu finden.


Seit wann praktizieren Sie Iaijutsu ?

Ich habe sehr spät angefangen, ich war schon erwachsen. Es gilt hier auch einem Mythos zu entkräften – ich habe nicht, wie man mir so oft nachsagt, als Kind angefangen. Tatsächlich habe ich Judo, Kendo und Karate in der Realschule gemacht. Nachher habe ich die Welt der Katana entdeckt. Ich mochte das Katana sehr. Mein Wunsch war es, eines zu besitzen aber auch die Kampfkunst zu verstehen: es reichte nicht, eines zu besitzen.

Nun bin ich 65 Jahre alt und mit 17 Jahren war ich mit der Realschule fertig. Also ich mache Iaijutsu seit über40 Jahren.


Wie sind Sie Soke geworden?

Soke kann jeder werden – denn damals, als ich mit Budo angefangen habe, gab es kaum jemanden, der Soke war. Es gab Kendo und Judo. Aber niemand hat die Rolle eines Soke innegehabt. Und beliebt war das aus den USA entlehnte Baseball.

Iaijutsu wurde eher von den alten Leuten praktiziert. Das war nur ein Hobby für viele. Manchmal sieht man davon Demonstrationen während eines Kendo Turniers, mehr aber nicht. Meine Absicht war; diese traditionelle japanische Kampfkunst den jüngeren Generationen zu vermitteln.

Als ich mein Diplom erhielt, habe ich sofort mit der Arbeit bei einer bekannten Firma begonnen. Dank dieser Arbeit habe ich viele Verleger getroffen, von ihnen habe ich Dokumente und Berichte über die alten Kampfkünste Japans erhalten. So begann ich selbst Berichte für Zeitungen zu schreiben – es folgte eine Kommunikation in der Öffentlichkeitsarbeit. Ich reite sehr viel, wobei ich erneut viele Verleger traf. Auch habe ich Kontakte mit vielen Vertretern anderer Firmen. So konnte ich auch Reisebüros überzeugen, die antiken Künste Japans mit in ihr Programm aufzunehmen. Noch heute arbeite ich gelegentlich zusammen mit einem sehr bekannten Reisebüro, um mein Konzept über eine kulturelle japanische Woche anzubieten. Ich war oft in Frankreich, dort habe ich Demonstrationen vorgeführt, zum Beispiel in Versailles und sogar in einem Flughafen!

Ich war auch in Griechenland, um dort lebenden Japanern zu helfen – Japanern der zweiten und dritten Generation, die im Ausland von japanischen Eltern oder in Mischehen geboren wurden. Diese Leute leben in zwei Kulturen und fühlen sich nicht wirklich als Japaner, auch können sich keine Reise nach Japan leisten. Ihre Kinder haben die griechische Nationalität, sind aber auch gleichzeitig Japaner. Ich bin also nach Athen gereist, um sie in der japanischen Kultur zu unterrichten, vor allen aber erklärte ich ihnen, dass ihre Doppelkultur ein Schatz ist. Dessen sie sich natürlich nicht bewusst sind.

Damals waren die Gewichte des Reisegepäcks im Flugzeug noch nicht begrenzt. Ich konnte also viele Sachen, wie Gewürze, japanische Lebensmittel und andere japanische Produkte mitbringen. Ich habe ihnen aber auch erklärt, dass es heutzutage keine Samurai mehr gibt, trotzdem lebt der Geist der Samurai immer noch.

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