Interview mit Dariusz Bienkowski, Stettin

Dariusz Bienkowski, Stettin
Dariusz Bienkowski, Stettin

Herr Darius Bienkowski, was können Sie mir aus Ihrer Sicht über die polnische Aikidogeschichte sagen?

Alles begann vor 30 Jahren gerade hier in Szczecin, als Herr Osinski, der früher Judo betrieben hat, eine Aikido Schule gründete. Dieses Aikido war mit dem AIKIKAI verbunden, also unterscheidet es sich von dem, womit ich mich beschäftige.

In den damaligen Jahren war es für einen gewöhnlichen Bürger viel leichter Kontakte mit dem Ausland herzustellen. Daher konnte man also ausländische Lehrer einladen, z.B. aus Deutschland, Frankreich, Skandinavien und natürlich auch aus Japan.


Vor 30 Jahren, das heißt 1976, haben Sie da auch schon Aikido praktiziert?

Nein, ich habe 1981 bei Herrn J. Wysocki begonnen, der früher ein Schüler von Osinski war. Herr Wysocki lud 1984 Meister Filippini Sensei aus Italien nach Polen ein. Dank seiner Assistenten traten wir in Kontakt mit Gianpietro Savegnago Sensei. Durch Giampietro Savegnago bekamen wir auch Kontakt zu Meister André Cognard. Dieses war die Grundlage des Kobayashi-Aikidos in Polen.


Wann war das?

1985 oder '86.


War das möglich, obwohl das kommunistische System noch an der Regierung war?

Das einzige Problem waren die unvorstellbar langen Wartezeiten an der Grenze. Mit dem politischen System gab es keine Schwierigkeiten. Vielleicht auch deshalb, da die Idee des Aikidos keine Gewalt beinhaltet. Andererseits durften die Polizisten damals Judo trainieren; wahrscheinlich ließ man uns Aikidokas deshalb in Ruhe, und wir konnten ohne Probleme ausländische Meister einladen.

In den damaligen Zeiten gab Sensei A. Cognard Lehrgänge in Szczecin, wie auch in Lublin. Danach gab es eine kleine Unterbrechung im Kontakt zu Cognard Sensei. Im Jahr 1992 nahm er meine Einladung an, um in Szczecin einen Lehrgang durchzuführen. Seitdem haben wir die Gelegenheit ihn mindestens einmal im Jahr als Gast in Polen zu haben. Es kommen auch seine Schüler, z.B. arbeiten wir eng mit Patrick Matoian Sensei wie auch mit Pierre Sahut Sensei zusammen.


Seit wann leiten Sie das Dojo in Stettin?

Seit 1992.


Sehe ich das richtig, dass Sie seit 1985 die Stilrichtung Kobayashi verfolgen?

Ja, genau.


Warum?

Mit dieser Richtung bin ich vor allem dank meines damaligen Lehrers, J. Wysocki, in Verbindung gekommen. Im Jahre 1992 hatte ich die Möglichkeit Meister Kobayashi direkt kennen zu lernen und auch A. Cognard Sensei nach Polen einzuladen. Das war für mich eine Eingebung.

Was gab Ihnen die Anregung dazu?

Oh, das ist eine lange Geschichte. Es ist schwer die Verwandlungen zu beschreiben, die ich erlebt habe. Eine Tatsache ist, dass Kobayshi Sensei sich wesentlich von den anderen japanischen Senseis unterscheidet. In den Bewegungen von Kobayashi Sensei sieht man eine gewisse charakteristische Ästhetik und zugleich eine außergewöhnliche Leichtigkeit und Wirksamkeit. Trotzdem war er gegenüber seinen uke aufmerksam und einfach menschlich.


Welches Niveau hatten sie damals?

1. Dan.


Was hat Sie bewegt, ein eigenes Dojo zu eröffnen?

Auszug aus Ausgabennummer 50D – 2/07

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