Horst Schwickerath

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

vor Ihnen liegt die neueste Ausgabe Ihres Aikidojournals, das jahreszeittypisch zu einem großen Teil aus Reportagen besteht.

Ich hoffe Ihnen gefallen die Gespräche, die ich mit Dirk Kropp, aus Köln und Sonia Luron Bretonin, die in Deutschland lebt, führte. Mir jedenfalls gefielen die Gespräche, vor allen im Dojo von Dirk Kropp wurde neben Sencha, japanischen Plätzchen gereicht und viel gelacht….

In der Aikidowelt, wie in der Politik oder in der Religion, hält man sich im allgemeinen an ein koexistentes Zusammenleben – nicht immer friedlich – die kleine Kapelle neben der großen Kirche fest. Die kleine Kapelle rechtfertigt ihre Existenz durch Kompromisse, die in ihren Augen erforderlich sind um einen Platz in der Gesellschaft einnehmen zu können. Europa besteht aus einer bunten Vielfalt der europäischen Kulturen. Politik ist ein mühsames Geschäft. Sie müssen Kompromisse eingehen, Interessen, berücksichtigen, die öffentliche Meinung einkalkulieren… Ganz anders dagegen, das eigene Metier: „Wenn wir von einer Sache überzeugt sind, dann setzen wir sie genau so um.“ Das ist viel wert in Zeiten, in denen unpopuläre Entscheidungen schnell getroffen werden müssen. Für die ist man dann allerdings auch allein verantwortlich.

Durch meine Gespräche in der nahen Vergangenheit, hatte ich ein kleines déjà vue, das mir die Anfangsjahre „meines“ Aikidos wieder vor das innere Auge führte – „Aikido eine fast undefinierbare Masse, kein Sport, kein Kampf…“ Doch weiß ein Jeder, der sich auf die tatami müht, dass es mit dem eigenen „ich“ immer wieder Kämpfe gibt. Da kein Mensch einem sogenanntem Engel gleicht, paaren sich zu den Problemen, mit den „kleinen“ ICH auch noch Anti- und Sympathien mit denen, die so betont Partner genannt werden. Aber auch wenn es echte Partner sind, oder Familienangehörige, kann sich die Integration „des Neuen“, des Aikidos zu einem Hindernislauf stilisieren. Problematisch wird es, wenn feindselige Reaktionen aufgetischt werden.

Eigentlich findet man erst nur Spaß an der Bewegung, an den scheinbar nie zu koordinierbaren Extremitäten und sieht sich dann Vorwürfen gegenüber, von Menschen die man „die Seinen“ nennt. Noch umgehen kann man mit „ich habe immer gedacht, dass ein Mensch, der sich mit ‚so etwas’ beschäftigt, nicht wütend/frustriert/erregt“ wird… und die Liste ist unendlich erweiterbar. Manchmal allerdings können solche Vorwürfe mehr als subtil werden – spätestens dann sollten die Alarmglocken klingeln. Wer aber ist auch noch nebenberuflich Psychologe …?

Ende der 70iger Jahre schien Europa von einer Friedenswelle überrollt zu werden – Aikido, „etwas ohne Kampf“ zählte zu den Favoriten… Anmeldungen für Aikidokurse, vor allen in den Kindergruppen schnellten in die Höhe. Gerade die Kindergruppen explodierten förmlich. Heutzutage ist die Zahl der Praktizierenden stark zurückgegangen. Dafür finden sich in deutschen Tageszeitungen Werbung und Ankündigungen für „Käfigkämpfe“ – scheinbar ein US-Amerikanischer Freizeitspaß – Das Gesetz des Stärkeren soll nun auch Deutschland (Europa?) erobern! In Köln sind bereits 7000 Karten veräußert worden.

Wir wünschen unseren Lesern einen wunderschönen Sommer und falls Sie einen Lehrgang besuchen, dann wünschen wir ein entspanntes Lernen.

 

Ihr Mannschaft vom AJ

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