Kluck Michael aus Leipzig, AJ 72DE


Michael während des Gespräches

Ein ungewöhnlicher Eintrag auf Michaels Homepage, lässt mich einen ungewöhnlichen Gesprächsanfang wählen: Michael, Du schreibst über dich selbst, … ist gebürtiger Leipziger und hat sich nach etlichen Konflikten vor ca. 25 Jahren den Kampfkünsten zugewandt, auf der Suche nach Strategien und Werkzeugen, eben diese Konflikte lösen zu können. Was heißt das?

Konflikte im Elternhaus und in der Schule zwangen mich eine Lösung zu suchen, in der Schule waren es eher nonverbale Probleme, die ich zu lösen suchte. So begann ich zuerst mit Judo und kurz danach mit Karate – auch wenn wir zu dieser Zeit die Karatetechniken noch aus einem Buch in die Realität umsetzen mussten, so war ein Anfang da. Ein Anfang der schon zeigte, wer wirklich weiterkommen wollte, wer bereit war, sich auch schon mal ein wenig zu quälen. Leider hörten die Übungsleiter mit dem Karatetraining auf, nach dem ich die ersten Techniken glaubte verstanden zu haben. So versuchte ich dies allein aufrecht zu erhalten, das Karate und seinen Sinn zu verstehen – als junger Bursche, mit 16 Jahren. Später traf ich auf Mirco Berwing aus Berlin, mit dem ich noch heute Kontakt habe. Sein Kredo war immer „Schaut über den Tellerrand“ - dies beherzige ich noch bis heute. Hieraus resultierend ist nun auch ein Kampfstile-Lexikon entstanden, dass seit einiger Zeit online steht. Tja und über diese Tellerrandschau bin ich irgendwann auf Aikido gestoßen – Karate war dann nicht mehr so das meine. Zwar probierte ich noch einiges andere aus, jedoch die kreisförmigen Bewegungen, sie haben meine Neugierde bis heute am Aikido erhalten.


Wie, mit wem hast Du denn das Aikido begonnen?

Ich war zu dieser Zeit als Soldat in Halle und habe ebenfalls aus einem Buch heraus begonnen zu probieren. Dann wurde ich in meine Heimatstadt Leipzig versetzt und fand dort einen DAB-Verein, in dem ich dann, gemeinsam mit anderen, meine ersten angeleiteten Schritte machen konnte. Allerdings waren die Trainer dort ebenso unerfahren wie ich. Doch kurz nach der Wende war Philippe Orban hier, der ein richtiges Dojo eröffnete. Über ein von dort ausgerichtetes Seminar fand ich Kontakte nach Bruchsal und infolge reiste ich oft dorthin um bei Werner Notheis zu üben – er brachte mich ein gutes Stück weiter.

Später verschlug es mich durch eine Beziehung nach Quedlinburg. Dort gab es eine Aikidogruppe, bei der ich Dinge sah, die ich bis dahin noch nicht gesehen hatte. Parallel kam dann Anita Köhler in mein Leben – so reiste ich das erste Mal zu Ihrem Sommercamp nach Gören „auf die Insel“… Ich war sehr begeistert, angefangen von der Atmosphäre bis zur Präzision ihrer Techniken.


Wie kamst Du dann auf die Idee mit dem Dojo?

Ich hatte ja schon oft, gezwungener Maßen, unterrichtet, so war es kein großer Schritt – auch wollte ich das. Denn all zu oft, wurde nicht das gemacht, was ich machen wollte. So wie ich bereits sagte, schon zu „Karatezeiten“... Dann konnte ich nicht unbedingt einordnen – brauchte meine Experimentierfreiheit.. Ich war immer irgendwie Autodidakt.


Wie hast Du das hier versicherungstechnisch geregelt – oder wie verhält es sich mit Graduierungen, wenn das jemand machen möchte?

Das ist hier ein eingetragener Verein, insofern ist das geregelt. Gerade zum letzten Jahreswechsel habe ich alle Verbandsbindungen gelöst. Auch mit Anita habe ich dies kommuniziert.
Ich habe immer wieder verschiedene Phasen, in denen der Freiheitsdrang für meine Entwicklung größer ist... dann suche ich mir einen Partner, mit dem ich das dann verwirklichen kann. Daraus entsteht dann für eine gewisse Zeit immer eine Partnerschaft.


Liegt es vielleicht daran, dass die Probleme aus Deiner Jugendzeit noch nicht wirklich gelöst sind?

Spielt mit Sicherheit eine Rolle – ich bin immer noch dabei, meine Probleme zu lösen und denke ich bin da schon gut voran gekommen, jedoch sind es noch keine 100%... Wahrscheinlich geht das Auflösen dieser inneren Konflikte bis zum Tod, denn so lange wir leben, werden wir Erfahrrungen machen.
Wie jeder Mensch habe ich meine täglichen Gegebenheiten, Erkenntnisse und Probleme, die geregelt werden müssen, mal dauert es etwas länger und mal geht es schneller – das ist abhängig, in welchen Bereichen sich diese Herausforderungen befinden. Konflikte zu lösen, dass ist meine Geschichte.
 

Mit Aikido kannst Du doch gut daraufhin arbeiten.

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