Porzellanmalerin Miyoko Ishikawa aus Kyoto.

Kiyomizu-Porzellanmalerin –Leben und arbeiten ohne Stress.

Porzellanmalerin Miyoko Ishikawa.
Porzellanmalerin Miyoko Ishikawa.

In einer solchen Gasse würde man vermuten, dass Händler Waren, wie Gemüse oder Tofu, feilbieten würden. Sie ist so eng, dass ein Auto gerade hindurchkommt, ohne die vielen langen, zweistöckigen Holzhäuser auf beiden Seiten zu berühren. Eines dieser Häuser dient Ishikawa Miyoko, einer Kiyomizu-Porzellanmalerin, als Wohnung und Atelier.

Sie sagt, dass sie nicht abzuschließen braucht, wenn sie für eine Weile ausgeht. Irgendeine Nachbarin oder ein Nachbar wird sie mit Sicherheit sehen und fragen, wohin sie geht. Und wenn sie nach Hause kommt, ist immer jemand da, der sie mit »O-kaeri« (»Schön, dass Sie wieder da sind!«) begrüßt.

»Als ich jünger war, empfand ich es als peinlich, auf diese Weise mit den Nachbarn zu verkehren, aber jetzt finde ich es nett, sich umeinander zu kümmern und Kontakt zu haben, ohne sich zu nahe zu kommen. Falls irgendetwas passieren sollte, wissen wir, dass wir füreinander da sein werden. In Kyoto scheint es normal zu sein, auf diese Weise mit Leuten zu interagieren. Deshalb wohne ich hier sehr gern.«

Der kleine Pinsel in Ishikawas Hand bewegt sich, während sie spricht. Sie malt ein feines geometrisches Muster auf eine Tasse, die bis jetzt nur einmal gebrannt worden ist.

Sie sagt, dass sie nur Komon-Muster malt (siehe Fotos). »Ich habe schon immer Antiquitäten gemocht, und vor einigen Jahren begann ich, Porzellan zu sammeln, aber nur Stücke mit Komon-Muster. Meine Zuneigung zu ihnen wurde immer größer, bis ich schließlich bei dieser Art von Arbeit gelandet bin! Als ich hörte, dass ein Brennofenbesitzer einen Maler suchte, rannte ich sofort zu ihm hin und sagte ihm, dass ich ein Jahr lang umsonst arbeiten würde. Damals war ich eine vollkommene Anfängerin.«
Es gibt zwei Arten von Kiyomizu-Keramiken: Porzellan und Steingut.

Beide Arten werden auf der Töpferscheibe von Hand gedreht, und beide werden auch von Hand verziert. Dabei befasst sich der jeweilige Handwerker nur mit einer Phase des Prozesses. Ishikawas Arbeit – die sie nun schon seit 30 Jahren verrichtet - ist das Bemalen der Waren mit einem Pinsel. Mittlerweile ist sie so bekannt, dass sie nur Aufträge von Kunden annimmt, die ausdrücklich nach ihr fragen.

Sie führt ihre Arbeit sehr sorgfältig aus. »Ich gehe gerne in den Bergen wandern, und das Malen von Komon-Maslern hat etwas damit gemeinsam – ein Schritt nach dem anderen, ein Pinselstrich nach dem anderen, bis zum Gipfel. Das ist wohl der Grund, warum ich meinen Job mag.«

Warum gefällt Kiyomizu-Porzellan ihr so sehr? Sie lächelt und sagt: »Ich nehme an, weil jedes Stück auf seine Art einmalig ist, und weil wir Kunsthandwerker so leben können, wie wir es mögen.«

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